„Ein Stück Donau entlang“
1. Tag
Ungewohnt früh, doch nicht für die Reisegruppe. Um vier Uhr ging es bei schönem Wetter los Richtung Osten bis zum Stift Melk in Niederösterreich. Die barocke Benediktinerabtei ist wunderbar in die Landschaft gebaut, hoch über der Donau. Erziehung und Unterricht, aber auch die Pfarrseelsorge sind heute immer noch die Aufgaben des Klosters. Die Anfänge des Klosters reichen 1200 Jahre zurück, auch bis nach Eichstätt.
Bei einer Führung besichtigten wir die Kaiserzimmer und den Marmorsaal, von dem aus man auf eine mächtige Terrasse gelangt. hier hat man einen sehr schönen Ausblick auf das Donautal. Durch die Bibliothek mit etwa 100.000 Büchern kommt man in die Kirche, ein prunkvoll ausgestalteter "Audienzsaal" Gottes.
Zum Abschluss konnten wir noch bei einem Spaziergang den Park erkunden, bevor uns Dieter durch die wunderschöne Wachau nach Budapest brachte, wo wir um 17:30 Uhr in unserem Hotel Museum Budapest ankamen.
2. Tag
Nach erholsamer Nacht und gutem Frühstück stand "Budapest" auf dem Programm. Als Landeshauptstadt mit heute 1,7 Millionen Einwohnern, als "Königin der Donau" mit zahlreichen historischen Bauten kein einfaches Unternehmen. Aber es kam ja Maria, eine äußerst kundige Fremdenführerin, die uns während der drei kommenden Tage begleitete.
Sie gab uns einen geschichtlichen Überblick. Kelten, Römer, und Hunnen siedelten hier, bis um 900 n. Chr. mit den Magyaren die eigentliche ungarische Geschichte beginnt. Im Jahre 1000 wird Stephan der I. mit der heiligen Krone zum 1. ungarischen König gekrönt. Die Ungarn werden Christen.
Nach einem Mongolenüberfall wird eine Stadtmauer und eine Königsburg gebaut. Am rechten Donauufer entstand die Stadt Óbuda. Als sich später viele Leute verschiedener Nationalität hier niederließen, wurde neben der ersten Stadt Óbuda die neue Stadt Buda aufgebaut. Auf der anderen Donauseite entstand die wohlhabende Stadt Pest.
Es ist ein Auf und Ab, Türken beherrschen die Stadt, hinterlassen einen Trümmerhaufen, neuer Aufschwung, 1848/49 Revolution gegen Österreich, Entstehung der Doppelmonarchie Österreich/Ungarn, Krönung des Kaiserpaares Franz Josef und Elisabeth zu König und Königin von Ungarn.
Seit 1873, als die drei Städte Óbuda, Buda und Pest zu einer Stadt vereinigt wurden, entwickelten sie sich zum politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Mittelpunkt und zum größten Industriezentrum des Landes. Dann 2. Weltkrieg, große Zerstörung, z. B. wurden alle Brücken gesprengt. Nach dem Sozialismus seit 1989 Bürgerliche Republik, seit 2004 Vollmitglied der EU.
Einige Impressionen:
Das Budaer Burgviertel, 50 - 60 m über der Donau, mit einem gewaltigen Burgpalast, der auf den Resten des Königspalastes erbaut wurde. Zahlreiche öffentliche Gebäude, z. B. das Alte Rathaus und viele Museen sind hier. Die Matthiaskirche war eine der Krönungskirchen der ungarischen Könige. Das Dach der Kirche ist mit bunt glasierten Keramikziegeln gedeckt. Im Innenraum gibt es viele Wandmalereien mit Themen zur ungarischen Geschichte. gegenüber liegt die Fischerbastei, eine Aussichtsterrasse mit Frei- und Bogengängen, Rundtürmen und einem Reiterstandbild von Stephan I. Die Fischerzunft musste diesen Festungsabschnitt verteidigen, daher der Name.
Der Gellértberg mit Zitadelle, ein Dolomitfelsen, benannt nach dem Nationalheiligen Gellért. Er war ein Missionar, der von den heidnischen Magyaren in einem Nagelfass den Berg hinuntergestürzt wurde. Ein Denkmal erinnert an Gellért. Auf dem Berggipfel steht das Freiheitsdenkmal und die Zitadelle; einst Kasernenfestung. Heute genießen vor allem Touristen den herrlichen Ausblick auf Stadt und Fluss. Von vielen Thermalquellen Budapests entspringen zahlreiche auf und um den Gellértberg und tragen dazu bei, dass die Stadt auch eine Bäderstadt ist.
Der Heldenplatz liegt am Ende der prächtigsten Radialstraße Budapests, der Andrássy út. In der Straße gibt es zahlreiche Museen, Theater, Cafés und Geschäfte. Der Heldenplatz wurde zur Jahrtausendfeier 1896 geplant und war 30 Jahre später fertig. Eine 36 m hohe Steinsäule mit einer Statue des Erzengels Gabriel steht in der Mitte. Auf dem Sockel sind Reiterfiguren der sieben magyarischen Stammesfürsten Ein zweiteiliger Kolonadenbogen mit Bronzefiguren von verschiedenen Königen und Türkenbezwingern begrenzt den Platz. An den Heldenplatz grenzt das Stadtwäldchen, ein beliebtes Ausflugsziel.
Die Basilika St. Stephan ist mit ihrer hohen Kuppel ein Wahrzeichen in Pest. Sie ist die größte Kirche in Budapest. Im Inneren wird in einem kostbaren Schrein die rechte Hand des hl. Stephan aufbewahrt.
In der Stadt leben alle Religionen friedlich zusammen Es gibt zahlreiche Kirchen, Synagogen und kirchliche Versammlungsräume in der Stadt.
Die Donau und ihre Brücken. Heute verbinden 8 Straßen- und 3 Eisenbahnbrücken die Stadtteile zu beiden Seiten der Donau. Die älteste ist die Kettenbrücke, die ein englischer Ingenieur vor 170 Jahren erbaute. Sie wird an beiden Auffahrten von je zwei steinernen Löwen bewacht.
Die weiße Elisabethbrücke geht geradlinig über die 260 m breite Donau, während die Margarethenbrücke in der Mitte einen leichten Knick hat, von dem aus man beide Donauufer im Blick hat.
Wir konnten beide Donauufer bei einer einstündigen Schifffahrt bewundern, vor allem das Parlament in neugotischen Stil mit zahlreichen Türmen. In der Halle unter der 96 m hohen Kuppel wird die Stephanskrone ausgestellt. Vor der Margaretheninsel, die wie ein Schiff in der Donau liegt und als Naherholungsgebiet sehr beliebt ist, wendete unser Schiff.
Und was war noch? Ja, Essen und Trinken geht immer. Also auf in die große Markthalle. Sie ist eine 150 m lange Stahl- und Eisenkonstruktion. Auf zwei Etagen gibt es alles zu kaufen, was ess-und trinkbar ist, was das Leben schön macht. Ein "genussreicher" Rundgang. Müde und fußlahm kehrten wir in unser Hotel zurück.
3. Tag
Das Donauknie stand als erstes auf dem Programm. Es ist eine sehr fruchtbare, zauberhafte Landschaft. Die erste Station war in der ehemaligen Königspfalz und Residenz des katholischen Primas von Ungarn - Esztergom. Der Dom Mariä Himmelfahrt ist Ungarns größtes Gotteshaus. Mit seiner über 100 m hohen Kuppel thront der Dom über der Donau. In der Stadt hatte der Großfürst Géza seine Residenz, hier wurde auch der spätere König Stephan geboren. Nach dem Mongolensturm übersiedelten die Könige nach Visegrád. Stadt und Burg gingen in den Besitz der Kirche über. An einem Model des Doms konnten wir uns über die Größe der gesamten Anlage informieren. In der Schatzkammer kann man liturgische Geräte und Gewänder aus vielen Jahrhunderten bewundern.
Der zweite Programmpunkt an diesem Tag war der Regierungssitz im 14. und 15. Jahrhundert, Visegrád. Hoch auf dem Berg liegt die Obere Burg, unser Ziel. über steile Wege und Treppen ging es hinauf. Im Mittelteil der Burg sind Kopien der Reichskleinodien ausgestellt, in einem Nebenraum ist ein festliches Gelage mit Königspaar und Fürsten nachgestellt. Wer auch noch die letzte Treppe erstieg, hatte natürlich den besten Aus- und Rundblick zum Donauknie und in die Umgebung.
Dritte Station war Szentendre, ein hübsches Städtchen mit vielen Gelegenheiten, Andenken oder Kunsthandwerk zu kaufen. Es gab aber auch Zeit zum Bummeln und erholen. Ein ausgefüllter Tag ging in guter Stimmung zu Ende.
4.
Tag Ausflug an den Plattensee. Dieter brachte uns durch eine schöne Landschaft nach Balatonfüred, dem traditionsreichsten Kurort am See. Seit 200 Jahren kommen die Gäste zur Kur hierher. Die Kurhäuser im Ort sind ein Abbild dieser vergangenen Zeit. Wir hätten auch gerne das Heilwasser probiert, leider wird der Brunnen zur Zeit renoviert.
Nach einem kurzen Abstecher an den See fuhren wir weiter nach Tihany. Der Ort liegt auf einer Halbinsel, die seit 3000 Jahren besiedelt ist. Seit fast 1000 Jahren gibt es die Benediktinerabtei auf dem Berg. Die beiden Türme sieht man schon von weitem.
Nach den Zerstörungen durch die Kriege wurde die Kirche im Rokoko-Stil wieder aufgebaut und reich ausgestattet.
Die Wege hinauf zur Kirche sind gesäumt von vielen kleinen Geschäften. Kunsthandwerk, viel Keramik, aber auch viel Nützliches (oder Unnützes) kann man anschauen, bestaunen und kaufen. Ein Haus ist völlig mit Paprikaschoten eingekleidet, ein Farbklecks in der Umgebung. Auch für das leibliche Wohl ist bestens gesorgt - alle waren zufrieden.
Mit der Fähre ging es weiter ans Südufer des Sees nach Siófok. Hier gibt es lange Sandstrände; so wurde aus dem Ort ein beliebter Badeort mit einer schönen Uferpromenade und großen Hotels. Für eineinhalb Stunden konnten wir uns als Gäste fühlen, am Ufer promenieren, uns auf der Mole den Wind um Nase und Ohren wehen lassen, unter einem blühenden Rosenbogen auf der Bank sitzen und träumen oder uns einen Espresso oder ein Glas Wein schmecken lassen. Und dann "Adieu" Balaton, größter See Mitteleuropas; und "Adieu" Maria, und köszönöm (danke) für die gute Betreuung.
5. Tag
Heimreise. Das bekannte Ritual. 8 Uhr Koffer einladen, pünktlich losfahren. Vielleicht „Auf Wiedersehen, Budapest“? - Fahrtrichtung Westen.
Am Neusiedler See ein kurzer Zwischenstopp beim Weingut Horst und Georg Schmelzer zum Auffüllen der Weinvorräte.
Noch einmal fuhren wir durch die wunderschöne Wachau nach Weissenkirchen. Hier wurden wir im Weingut "Mang" zu einer Weinprobe mit Jause erwartet. Gut gestärkt machten wir uns dann auf den letzten Teil der Reise.
Ein goldener Abendhimmel begleitete uns nach Schwabach, wo wir um 21:45 Uhr ankamen. Müde, aber voller Erinnerungen an eine wunderschöne Fahrt, ohne Grenzkontrollen, mit vielen netten Leuten, mit bestelltem schönen Wetter, mit einem stets gut gelaunten und unternehmungslustigen Busfahrer Dieter, mit einem Reiseleiter der Extraklasse.
Wir sagen Danke auf ungarisch: közönjük
Nach dem Ende des
K ommunismus Ö ffneten sich bei der Fahrt Z um Ö stlichen N achbar für viele Limbacher Jahrgänge Ü berwältigende und interessante K apitel der europäischen Geschichte
Gertrud Pöhlmann
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