Motto: „ Die Pegnitz-Brücken von Nürnberg“
Am Sonntag, den 25.10.2015, begrüßte uns Herbert Kraus auf dem Bahnhof Limbach. Wir waren diesmal nur neun Teilnehmer, da krankheitsbedingt viele Anmeldungen zurückgezogen wurden. In Nürnberg angekommen erwartete uns Frau Schwarz, die uns zunächst zum Kettensteg führt, der ersten frei schwebende Hängebrücke Deutschlands aus dem Jahr 1825. Am Kettensteg begannen wir die Brückenführung entlang der Pegnitz. Vorbei an der Maxbrücke von 1457, der ältesten massiv aus Steinen errichteten Brücke über die Pegnitz, ging es über den Henkerssteg zum Trödelmarkt. So romantisch gerade dieser Bereich der vorletzten Stadtbefestigung mit Weinstadel, Wasserturm, Henkersturm und Henkersteg aussieht, so erfahren wir hier aber auch viel von der mittelalterlichen Rechtsprechung, ihren oft grausamen Strafen und der Arbeit des Scharfrichters (Henkers), dessen Wohnhaus auf den beiden Schwibbögen der ehemaligen Stadtmauer über die Pegnitz lag.
Hervorragende Beispiele mittelalterlicher Brückenbaukunst reihen sich in kurzen Abständen über die Pegnitz: Karlsbrücke, Fleischbrücke (von 1588 nach dem Vorbild der Ponte di Rialto in Venedig) und Museumsbrücke. Unser Interesse lenkte Frau Schwarz auf die lateinischen Inschriften an den Kanzeln dieser Brücken. Durchweg handelt es sich hierbei um Huldigungen für das österreichische Kaiserhaus. Sie sollten die Kaisertreue des protestantisch gewordenen Nürnbergs zum katholischen Herrscherhaus bekräftigen. Nicht fehlen durften an der Fleischbrücke natürlich Erklärungen zu dem ungarischen Rind auf dem Portal und der Inschrift darunter.
Sachkundig erzählte Frau Schwarz von der Bedeutung der Pegnitz für die Entwicklung Nürnbergs, aber auch von den Gefahren durch das immer wieder auftretende Hochwasser. Verstärkt wurden diese Gefahren wegen der Verengung der Pegnitz im Bereich der Brückenpfeiler und der Wassermühlen an der Pegnitz. Nach den Zerstörungen im zweiten Weltkrieg bot der Wiederaufbau Gelegenheit, diese Gefahrenstellen zu beseitigen. So hat die Pegnitz im Bereich der Museumsbrücke unter den Nachkriegsbauten am südlichen Ufer einen zusätzlichen Durchfluss bekommen, wodurch die Museumsbrücke auf der westlichen Seite zwei Bögen hat, auf der östlichen Seite aber einen dritten Brückenbögen, unter dem der Umflutkanal wieder in die Pegnitz mündet.
Interessantes erfuhren wir über das 1339 von Konrad Groß gestiftete Heilig-Geist-Spital. Im Lauf der Zeit entstand durch Zustiftungen eine der ältesten und größten Sozialeinrichtungen des Mittelalters, dessen Baulichkeiten zwei Pegnitzarme überbrücken. Überzeugen konnten wir uns davon im Kreuzigungshof mit einen Blick durch einen Schacht hinab in die Tiefe auf die darunter fließende Pegnitz. Das Heilig-Geist-Spital war über Jahrhunderte hinweg auch der Aufbewahrungsort für die Reichskleinodien; sie befinden sich heute, bedingt durch die politischen Ereignisse unserer jüngeren Geschichte, in Wien.
Am Schuldturm und der Heubrücke vorbei endete der Rundgang schließlich an der Agnesbrücke auf der Hinteren Insel Schütt. Reichlicher Beifall belohnte Frau Schwarz für ihre sachkundige und detailreiche Führung, bevor es im Krakauer Turm zum gemeinsamen Mittagessen ging.
Herbert Kraus gilt großer Dank für die Organisation dieser Themenführung durch ein Nürnberg, an dessen baulichen Glanzlichtern man oft achtlos vorbeigeht.
Bernhard Kurtz
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