Bei einer Winterwanderung muss man mit vielerlei Wetter rechnen. Als die 25 Bürgertreffler im letzten Winter ihre Wanderschuhe schnürten um in die Gegend von Ansbach zu fahren, konnten sie mit gutem Wanderwetter rechnen.
In Ansbach, unter den Arkaden des früheren Postamts, gleich beim Bahnhof, gab es bereits die ersten Informationen. Herbert Kraus hatte den Ausflug unter dem Motto „Ansbach auf den Spuren Kaspar Hausers“ organisiert und begann mit seinen Ausführungen. Er erzählte über die Geschichte Ansbachs von seiner Gründung bis hin zur Gegenwart; dabei war besonders interessant die Entwicklung zum Sitz der Bezirksregierung, die in Mittelfranken erstaunlicherweise nicht in Nürnberg, der größten Stadt ist.
Ansbach erlebten die Wanderer als sehr schöne und gepflegte Stadt mit einladenden Ladengeschäften und Cafés, durch die zu bummeln alleine schon eine Fahrt dorthin lohnen. Ansbach, wie Schwabach eine Markgrafenstadt, hat aber vielmehr markgräfliche Bausubstanz. Auch die Stadtkirche St. Gumbert hat eine dafür typische Inneneinrichtung, so wie man sie aus Erlangen und Bayreuth kennt.
Wir begaben uns aber mehr auf die Spuren Kaspar Hausers und kamen zu den Stationen seines kurzen Lebens. Vorbei am Schloss gelangten wir in den Hofgarten, in dem Herbert das Leben des jungen Mannes skizzierte. Dabei bleibt vieles im Dunkeln, was damals bereits Stoff für üppige Spekulationen bot. Dazu gehört auch die Vermutung, er sei adeliger Abstammung, eine Annahme, die den Mord an ihm verständlich machen könnte, wäre er doch so möglicherweise ein unerwünschter Erbe gewesen. Fest steht, dass er nach einem längeren Aufenthalt in Nürnberg nach Ansbach zurückgekehrt im dortigen Hofgarten einem Mörder zum Opfer fiel.
Hier erzählte Herbert etwas länger, während er bei seinen Erläuterungen in der Stadt sich immer sehr kurz gefasst hatte. Seine Informationen waren aber stets völlig ausreichend, gut recherchiert, kurz und bündig und von daher erheblich angenehmer als der Wust an Fakten, den offizielle Stadtführer in aller Regel von sich geben.
Durch den winterlichen Hofgarten marschierten wir, den Gewerbegürtel durchstreifend, aus Ansbach, Richtung Lichtenau. Immer an der Fränkischen Rezat entlang liefen wir auf dem Radweg, auf dem uns kein einziger Radler störte, was bei Temperaturen um den Gefrierpunkt kein Wunder war. Dann gebot Herbert Stopp und packte aus seinem Rucksack eine Flasche Klaren aus. Ein Gläschen für jeden hat geschmeckt und beschwingt ging es weiter.
In der Mittagszeit tauchten dann die ersten Dächer von Lichtenau auf. Diese kleine Stadt hat in ihren Mauern eine erstaunlich große Burg. Mitten im Land der Markgrafen war es eine Exklave der einstmals so mächtigen freien Reichsstadt Nürnberg, für den Markgrafen sicher ein Stachel im Fleisch.
Im Gasthaus wurden wir gut bedient. Jeder bekam einen kleinen Zettel, auf dem das von ihm bestellte Gericht vermerkt war. Dieser Organisationstrick ermöglichte die schnelle Ausgabe der
Essen. An alles hatte Herbert gedacht.
Ein kalter Nord-West-Wind – auch Schneewind genannt – blies uns auf dem Weg zum Bahnhof Sachsen ins Gesicht. Die verspätet ankommende S-Bahn brachte uns so nach Nürnberg, dass wir trotzdem noch den Zug nach Schwabach erreichten, der uns wohlbehalten zurück brachte. Für diesen schönen Wandertag danken wir Herbert ganz herzlich!
Karl Heinz Trapp Bilder: Helmut Herbst
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