Sonntagabend, gegen 17.30 Uhr trafen sich 29 Mitglieder und Freunde des Limbacher Bürgertreffs am Schönen Brunnen zu der von Herrn Herbert Kraus bestens organisierten Nachtwächter(innen)tour. Glücklicherweise übte Petrus Nachsicht und verschonte uns mit Regen, nachdem es am Nachmittag reichlich davon gab.
Die Nachtwächterin, Frau Dr. Jäger, hatte ihrer Führung das Motto „Eheweib, Fräulein oder Flittchen“ gegeben. Die abendliche Tour sollte eine „liebevolle Tour sein, von wahrer Liebe berichten, von heißer Luft und strenger Moral“.
Die erste Station war vor der Sebalduskirche, der „ehrwürdigsten aller Nürnberger Kirchen“. Frau Dr. Jäger erzählte sehr humorvoll und erheiternd vom Beginn der legendären Heiratspolitik der Habsburger. 1477 heiratete der 18-jährige Maximilian Maria von Burgund. Was hat das mit Nürnberg zu tun? Nun, der Sebalder Pfarrer Melchior Pfintzing wurde Diplomat am Hofe Kaiser Maximilians und schrieb 1517 einen Gedichtroman, in dem er den „letzten ehrenvollen Ritter auf dem Thron“ glorifizierte. Aus diesem Werk rezitierte die Nachtwächterin im Licht der angestrahlten Kirche.
Dann folgten wir ihr zum Egidienplatz, wo bis zur Reformation ein Kloster stand, danach wurde es zum Egidiengymnasium, dem ersten humanistischen Gymnasium der Welt.
1526 kam Philipp Melanchthon an diese Schule.
1808 kam Georg Friedrich Wilhelm Hegel als neuer Direktor an das Gymnasium.
Die Nachtwächterin erzählte, wie sich der 37-jährige Hegel in die 17-jährige hübsche Baronesse Marie von Tucher verliebte, die er drei Jahre später ehelichte.
Aus seinen romantischen Liebesgedichten trug sie uns einige Verse vor.
Am Theresienplatz, dem „Zottenberg“, berichtete sie von der käuflichen Liebe im Mittelalter, vom Gewerbe der „Hübschlerinnen“, von den Badehäusern auf der Insel Schütt, von der Hygiene etc. In der Frauengasse stand das größte Frauenhaus des Landes, da Nürnberg eine große Handelsstadt war und sich viele Gewerbetreibende dort aufhielten.
Schließlich berichtete sie uns an der Insel Schütt von einem Vielweiberer, einem Messerschmied, der 1455 in der Pegnitz ertränkt werden sollte, doch das Werk des Henkers mißglückte. Er wurde auf seinem letzten Weg nach Sebald wach und das „Gottesurteil“ rettete ihn.
Am Schönen Brunnen erzählte sie uns dann noch die Legende vom Schmiedegesellen und dem nahtlosen Ring.
Es war uns allen inzwischen zwar ziemlich kalt, aber der Rundgang hat allen sehr gut gefallen.
Zum Aufwärmen und zum Ausklingen des schönen gemeinsamen Abends fanden sich die meisten noch im Restaurant „Kopernikus“ im Krakauer Turm ein.
Renate Brümmerhoff
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