2016-05-04 Städtefahrt Norddeutschland
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04. Mai 2015      Städtefahrt nach Norddeutschland

vom 04.06.2015 bis 8.6.2015

Wie gewohnt, ging es vor dem Aufstehen um 5:00 Uhr los.

Bei herrlichem Wetter und zunächst wenig Verkehr auf der Autobahn ging es zügig durch wunderschöne Landschaften in der Rhön, Hessen und Niedersachsen. Und weil uns dann doch ein Stau ausbremste, kamen wir mit 1 ½ stündiger Verspätung beim ersten Tagesziel „Lüneburg“ an. Zwei sehr kundige Stadtführer/innen führten uns durch die Stadt und mitten hinein in Lüneburgs Geschichte. Die Geschichte der Hansen und die Aktivitäten der beteiligten Städte zogen sich wie ein roter Faden durch alle Stationen unserer Reise.

Die Hanse war größter und mächtigster Städtebund des Mittelalters. Sie hat schon vor 500 Jahren verwirklicht, wovon heute viele in Europa träumen: uneingeschränkter Handel über alle Grenzen; trotz  aller Gegensätze, zum Nutzen aller zusammenarbeiten und dabei die individuellen Besonderheiten und die kulturelle Vielfalt jeder Nation gelten lassen. Ohne Lüneburg hätte die Hanse vermutlich nie so mächtig werden können, denn Lüneburg war ihr größter Salzproduzent. Salz war so wertvoll wie Gold. Man brauchte es zum Konservieren von Fisch, in der Gerberei, in der Töpferei und natürlich als Gewürz.

Zunächst wurde das Salz auf Karren transportiert, später gab es einen durchgehenden Wasserweg, den Stecknitzkanal, von Lüneburg bis Lübeck.

Es gibt noch den alten Kran in Lüneburg, mit dem die Schiffe, die voll beladen aus Lübeck zurückkamen, entladen wurden. Der Kran wurde von vier Männern wie in einem großen hölzernen Hamsterrad bewegt, eine äußerst schwere Arbeit.

Beim Rundgang durch die Stadt konnten wir viele Backsteingebäude mit herrlichen Giebeln bewundern. Das Rathaus ist das größte erhaltene Rathaus des Mittelalters im norddeutschen Raum. Im Turm ist ein Glockenspiel mit 64 Glocken aus Meißner Porzellan. Heute ist Lüneburg eine Kleinstadt mit einer kleinen Universität und einem vielfältigen Kulturangebot, in der es sich gut leben lässt.

Weiter ging die Fahrt, noch 70 km bis Lübeck. Dort kamen wir um 19:00 Uhr an und bezogen unsere Zimmer im Holiday Inn. Nach dem reichhaltigen Abendessen erkundeten einige Nimmermüde schon mal die Lübecker Altstadt, andere zogen es vor zu Faulenzen und sich für den morgigen Tag zu stärken.

2. Tag

Nach einem sehr guten Frühstück holten uns um 9:30 Uhr zwei Stadtführer am Hotel ab um mit uns Lübeck, die „Königin der Hanse“ zu erkunden. Heinrich der Löwe gründete 1159 die Stadt auf einer Halbinsel. Die Altstadt Lübecks liegt also auf einer Insel. Lübeck hat so viele Schätze aufzuweisen –allein an die 1000 denkmalgeschütze Häuser- dass man eine Auswahl treffen muss. Wir gingen durch das Burgtor in die Altstadt. Bekannter ist das Holstentor, ein Wahrzeichen Lübecks und ein Symbol für die Blütezeit der Hanse. Neben dem Tor befanden sich große Salzspeicher. Die Stecknitzfahrer, die Salz aus Lüneburg brachten, wohnten in einem eigenen Stadtviertel. Insgesamt war Wohnraum in der Stadt knapp. So nutze man die Hinterhöfe. Durch schmale Gänge –wenigstens ein Sarg musste hindurch passen- gelangt man auch heute noch zu „Gänge-Häusern“, hübsche gepflegte kleine Häuschen. Die Kaufleute wohnten in hohen repräsentativen Giebelhäusern, eng aneinander gebaut. Es gab aber keine Kräne an den Giebeln, wie z.B. in Amsterdam. Träger brachten die Waren in das Büro des Kaufmanns. Durch eine Luke in der Decke wurden die Waren mit einem Lastenaufzug in die Speicherstockwerke gezogen.

Seiner Bedeutung als reichste Stadt des Ostseeraumes entsprechend, zeigt sich auch heute noch das Rathaus, ein „Märchen aus Stein“. Hier wurde nicht nur Stadtpolitik gemacht, auch die Geschicke der Hanse wurden 500 Jahre lang von hier aus bestimmt. Der Audienzsaal, ein prächtig ausgestatteter Rokokosaal, war auch Gerichtssaal. Zwei Türen: der Prozessgewinner konnte mit Hut durch die hohe Tür, der Verlierer musste ohne Hut durch die niedrige Tür den Saal verlassen.

Was wäre die Stadt ohne ihre zahlreichen Kirchen und Klöster. Der Dom als Bischofssitz, die Marienkirche als Vorbild für viele Bauten der Backsteingotik an der Ostküste, St. Petri mit seinem hohen Turm, die Katharinenkirche mit Figuren von Ernst Barlach in den Frontnischen.

Und wieder die Hanse. Im Hafen ankerten die bauchigen Koggen. Sie waren die Hanseschiffe schlechthin. Im Museumhafen liegen heute einige alte Schiffe.

Nach der Mittagspause starteten wir von der Obertrave aus mit einer Barkasse zu einer Rundfahrt um die Alsterinsel. Ganz entspannt konnten wir dabei viele Eindrücke verarbeiten und noch manchen Blick auf Lübeck genießen. Vielleicht auch mit einem Stück des weltberühmten Lübecker  Marzipans das uns nach den Anstrengungen des Vormittags jetzt den Tag versüßte.

Am Nachmittag wartete Dieter auf uns. Er brachte uns zum Seebad Travemünde, heute ein Teil von Lübeck. Jetzt war am Strand nur noch genießen und bummeln angesagt. Ein harmonischer Ausklang für einen ereignisreichen Tag.

3. Tag

Heute standen Schwerin und Wismar auf dem Programm.

Zunächst fuhren wir nach Schwerin, der Stadt der 7 Seen und heutigen Landeshauptstadt von Meck-Pom. Eine alte Herzogstadt, von Heinrich dem Löwen 1160 gegründet, mit den ältesten Stadtrechten östlich der Elbe. Obwohl ringsherum Hansestädte waren, legte Schwerin mehr Wert auf landesväterliche Geruhsamkeit und trat der Hanse bei. Auch heute ist Schwerin von der Ausstrahlung her immer noch eine Herzogstadt. Bekannte Architekten schufen in der Stadt viele imposante Bauwerke und historische Bürgerhäuser. Der Dom ist ein Wunderwerk norddeutscher Backsteingotik. Wenn das gehen über das Kopfsteinpflaster nicht so mühsam wäre, man könnte noch lange durch die Stadt flanieren. Aber zur Schlossstraße müssen wir noch. Vorbei am Staatstheater über eine Brücke erreicht man das Schloss, die Hauptsehenswürdigkeit Schwerins. Einst Residenz der Herzöge, heute Sitz des Landtages. Wie ein Märchenschloss mit zahlreichen Türmen und Giebeln, in vielen Baustielen um- und angebaut, liegt es malerisch auf einer Insel in Schweriner See. Bei einem Rundgang durch den Burggarten kann man das prächtige Schloss bewundern. Die Prunkräume werden heute für Konzerte genutzt. Die Gartenanlagen mit sehr alten wertvollen Baumbestand und schönen Blumenbeeten sind sehenswert.

Wir verließen Schwerin und fuhren zu unserem nächsten Ziel: Wismar.

Unsere Mittagspause verbrachten wir am alten Hafen, wo Boot an Boot liegt und mit einem reichhaltigen Angebot an verschiedenen Fisch auf hungrige Touristen wartet.

Mit einem kundigen Stadtführer machten wir einen Rundgang durch die Stadt. Wismar war eine der ersten Hansestädte. Die Hanse sollte vor allem Schutz bieten gegen Piraten. Die Innenstadt erzählt durch ihre Gebäude vom einstigen Reichtum der Stadt. Der kam vor allem vom Bier. Das Exportbier der Hanse wurde hier von zeitweise 180 Brauern hergestellt. Auf dem Marktplatz steht ein Pavillon – die Wasserkunst. Das war eine Wasserverteilstelle für die Stadt.

Große Kirchen waren die sichtbarsten Zeugnisse der Hansezeit. Jeder Stand baute seine eigene Kirche. Der Rat z. B. die Marienkirche, die Seefahrer die Nikolaikirche. Und jeder wollte dabei den anderen übertreffen. Und die Herzöge bauten einen Fürstenhof - nicht aus Backsteinen - sondern im italienischen Stil.

Einst hatte Wismar eine Stadtmauer und 5 Tore. Nur das Wassertor ist noch erhalten. Es ist der Eingang zum Alten Hafen. Das mittelalterliche Hafenbecken ist gut erhalten und vermittelt ein Bild vom eigentlichen Rückgrat einer Seehandelsstadt im Mittelalter.

Viele neue Eindrücke, viele schöne Bilder und Aussichten, viele Meter Kopfsteinpflaster – genug für heute.

4. Tag

Die Städte werden kleiner, die zu bewältigenden Fußmärsche geringer. Gut so!

Heute fuhr uns Dieter zunächst nach Ratzeburg, den Sitz der Herzöge von Lauenburg. Die Altstadt liegt auf einer Insel im Ratzeburger See. Heinrich der Löwe ließ den Dom errichten, die älteste und größte Hallenkirche Norddeutschlandes. Heute ist Ratzeburg durch den Wassersport bekannt. Vor allem im Rudern holte der „Achter“ zahlreiche Titel und Medaillen. Grundlage hierfür waren die ständigen Weiterentwicklungen beim Bau der Boote. Aber auch die Kultur hat einen festen Platz in der Stadt. So gibt es z.B. ein Ernst Barlach Museum. Drei Farben: blau, grün und rot- das ist Ratzeburg. Blau für die Seen ringsum, grün für die Parks und Anlagen, rot für die Häuser in der Stadt. Heute teilt keine Grenze mehr den See.

Ab Mittag fuhren wir nach Mölln, der Geburtsstadt Till Eulenspiegels (vielleicht, oder doch nicht?). Jedenfalls gibt es keinen weiteren Ort, in dem man diesen Narren so häufig begegnet. Mölln ehrt Till durch einen Gedenkstein auf dem Kirchenhof der Nikolaikirche, durch einen Brunnen auf dem Marktplatz und durch das Eulenspiegelmuseum. In der Stadtgeschichte gibt es bedeutende Dinge. Die Altstadt liegt auf einer Halbinsel. Die Gründung der Stadt steht im engen Zusammenhang mit dem Aufstiegs Lübecks. Mölln lag an bedeutenden Handelswegen. Lübeck hatte großes Interesse an der Stadt. Und als die lauenburgischen Herzöge Mölln an Lübeck verpfändeten, bauten diese die kleine Stadt zu einer Festung aus. Mölln profitierte vom Salztransport auf dem Stecknitzkanal. Hier war Rastort für die Schiffsführer. Aber auch die Fuhrleute nutzten den Schutz der befestigten Stadt. Mölln wurde eine reiche Stadt. Erst nach 300 Jahren endete die Fremdherrschaft. Das historische Rathaus mit den Treppengiebel, viele alte Häuser rund um den Marktplatz, der Stadthauptmannshof bezeugen eine rege Bautätigkeit. Auf einer Anhöhe liegt die Nikolaikirche, ein wuchtiger Bau, der gleichzeitig eine Verteidigungsfunktion übernehmen konnte.

Den Abschluss des Tages bildetet ein Abstecher an den Schalsee, den tiefsten und einsamsten Gewässer Norddeutschlands.

5. Tag

Heimreise stand auf dem Programm. Was, schon?

Ja, alles Schöne geht einmal zu Ende, aber auf uns wartet ja noch ein Highlight. Doch der Reihe nach. Pünktlich, gut gesättigt, mit allem Gepäck, so nahm uns Dieter in Empfang. Koffer einladen und los gings. Alleenstraße, viel Grün, kühne Autobahnbrücken, es ging zügig südwärts. Unser Ziel war die Wartburg in Eisenach. Sie liegt 410m hoch über der Stadt. Sie wurde als einfache Wehranlage errichtet und erreichte durch zahlreiche Um- und Anbauten ihre heutige Größe. Die Burg, prächtiges Fachwerk im Burghof, das Ritterhaus, die Vogtei, lang gestreckte Flanken, setzte wesentliche Akzente in unserer Geschichte. In den Innenräumen berichten Mosaike und Fresken über diese Ereignisse.

Über den Sängerkrieg (historisch nicht verbürgt)

Über das Leben der Landgräfin Elisabeth, die hier im13. Jahrhundert lebte und eine Wohltäterin für Arme und Kranke war.

Über die Wartburg als „Fluchtburg“ für Martin Luther, der sich hier versteckte und in der „Lutherstube“ in 10 Wochen die Bibel ins Deutsche übersetzte.

Über das Wartburgfest von 1817, bei dem es den versammelten Studenten um die politische Einheit Deutschlands ging.

Die Burg strahlt, trotz aller touristischer Betriebsamkeit, Ruhe aus. Man spürt etwas von der Bedeutung der Anlage. Dem Denken und Handeln unserer Vorfahren stehen wir auch heute noch mit Achtung gegenüber.

Müde vom Schauen kamen wir beim Bus an. Dieter brachte uns ohne Umwege nach Schwabach, wo wir um 20:30Uhr ankamen.

Und was bleibt? - Die Erinnerung an eine schöne Reise in interessante, geschichtsträchtige Städte, wie gewohnt gut organisiert, mit einem tollen, immer gut aufgelegtem Busfahrer , unserem Dieter, und nicht zu vergessen, einem stets verfügbaren Steward, unserem Werner, dessen Küche durchgehend geöffnet war...

 

Für Dieter:

Für Peter:

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  Gertrud Pöhlmann

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